Sicher interessiert euch, wie wir die Zeit der Wahlen hier in Amerika mitbekommen haben. Daher möchte ich das noch nachreichen. Auch wenn es nun schon mehr als 24 her ist.
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24h Schockstarre und Ungläubigkeit liegen hinter mir. Ich versuche zu realisieren und zu relativieren, zu rekonstruieren und zu verstehen. Wie wahrscheinlich die meisten unter uns. Ich will gar nicht groß weiter einsteigen in meine Gedanken und Gespräche die ich seitdem führe. Wir alle versuchen das zu greifen, was passiert (ist) und wir werden es wohl erst können, wenn die Zeit reif ist.
Ich will kurz ein paar Worte schreiben, wie wir die Zeit der Wahl miterlebt haben.
San Francisco gilt als liberale Stadt. Als wir im April für zwei Wochen hier waren, sah man hauptsächlich Bernie Sanders Schilder in den Fenstern der Häuser, Aufkleber an den Autos und ein paar wenige Informationsstände im Park. Seit wir im Juli nun in San Francisco wohnen bekamen wir kaum etwas mehr mit von dem bevorstehenden Ereignis der Präsidentschaftswahlen. Wir dachten das würde sich mit dem Näherrücken des 9.11. ändern. Was sich geändert hat, waren die Schilder in den Häusern – aus Bernie wurde Hillary. Es schien auch ganz so, als müsste man sich nicht um die Wähler in Kalifornien sorgen, ein sowieso klarer Fall. Das Ergebnis zeigt es auch: 61,5% haben für Hillary gestimmt.
Die Debatten im TV haben wir mitverfolgt und waren somit auch immer wieder Thema im Freundes- und Bekanntenkreis. Grundsätzlich ist dieses aber mit etwas Vorsicht zu betrachten und gilt sorgsam einzusetzen, denn: „don’t talk about politics or religion“. Die Wahl selbst haben weder Max noch ich aus San Francisco beobachtet. Max war in München und ich in Vancouver, Kanada. Den Abend habe ich ziemlich gelassen begonnen, man könnte schon fast sagen siegessicher. Ganz nach dem Motto „das wird schon nicht passieren“. War es einfach nur meine Naivität, Lockerheit an der falschen Stelle oder mein Vertrauen in die Menschheit? Die Stimmung auf unserer kleinen Wahlparty bei Pizza und Wein wurde zunehmend schlechter und wir schauten der Realität ziemlich schnell ins Auge. Bei seiner Ansprache in der Nacht konnte ich kaum hinsehen. Mir fällt es auch wirklich schwer diesen Namen zu schreiben und schon gar nicht in Kombination mit „Präsident der Vereinigten Staaten“. Also lasse ich das. Auch in Kanada ist man schockiert und versucht das Trauma aufzuarbeiten. Auch eine Woche später bleibt dieses hochaktuell und jeder muss sich dazu zwingen, sich nicht ständig darüber aufzuregen. Es fällt schwer.
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