Life USA/D

1 Jahr in San Francisco

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Unser 1. Jahr ist vorüber. Vor einem Jahr waren wir voller Aufregung, nicht zu wissen, wie alles wird, wie wir uns zurecht finden würden, wo wir wohnen werden. Es war der Start eines Abenteuers, eines völligen Neuanfangs.

1 Jahr später und es hat sich alles eingespielt, wir haben uns unserem neuen Lebensrhythmus angepasst, einem neuen Land, neuen Leuten. Wir haben Amerika nun schon ein bisschen kennengelernt und freuen uns natürlich über noch mehr Zeit und mehr Erlebnisse. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um eine Art Resumée zu ziehen und deshalb habe ich 6 Erkenntnisse aufgeschrieben, die ich mit euch teilen möchte.

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1 // Entfernungen

Dieses Land ist groß. Das weiß man ja. Stimmt. Aber ich meine, es ist groß, echt groß!
7 Stunden fliegen und man ist immernoch im gleichen Land, der Handyvertrag ist immernoch gültig, die Sprache die gleiche. Man kann also einmal durch Europa fliegen und man ist immernoch in Deutschland. So groß dieses Land auch ist und so weit die Entfernungen, so vielfältig ist die USA. Kulturell und landschaftlich verändert sich hier alles von Region zu Region, es fällt uns schwer die Amerikaner in eine Schublade zu stecken, dafür benötigt es einige – unbeschriftet. Es gibt hier so unfassbar viel zu entdecken und wir sind froh darüber noch eine Weile hier zu sein, die Zeit zu haben, zu reisen, hier zu leben.

2 // Unverbindlich + gelassen

Sehr freundlich, immer offen für einen Smalltalk, stets hilfsbereit, selten meckernd – so erleben wir die Menschen hier. Als zugegeben manchmal grimmiger Deutscher fiel es uns anfangs echt schwer auf dieses ständige Angesprochen werden nicht genervt zu antworten. Immer wieder gefragt zu werden, wie es einem geht, ob man Hilfe braucht etc. Mit der Zeit lernt man aber damit umzugehen, nicht gleich von seinem Tag zu erzählen, einfach „thank you, I’m good“ zu antworten, ohne darüber nachzudenken. Ob es stimmt oder nicht, das interessiert sowieso keinen. Und jetzt fällt mir das gar nicht mehr auf und wenn, dann freue ich mich manchmal sogar darüber.
Eine weitere Eigenschaft der Amerikaner ist die Gelassenheit, die sie an den Tag legen. Auffällig ist das beim Schlange stehen, beim Warten auf die Straßenbahn, dem Einkaufen im Supermarkt (die Vorstellung eines Amerikaners an einer deutschen Supermarktkasse macht mir Angst, die Armen!). Hier wird nicht gemeckert oder gestöhnt. Man nimmt die Situation wie sie ist. Aufregen kann man sich ein andermal. Die Situation an kalifornischen Supermarktkassen muss ich kurz näher erläutern: Ich schränke die Region ein, denn ich weiß dass das nicht überall gleich ist und in Portugal ist das ja sicher auch anders als in Deutschland. Die Situation hier ist: an der Kasse anstehen, der Kassierer zieht die Artikel über den Scanner, schiebt alles weiter, der Kunde wartet und wartet bis der Kassierer am Ende auch noch alles einpackt. So lange sieht der Kunde also zu und lässt sich bedienen. Ich denke ich brauche nicht zu erläutern, wie das in Deutschland funktioniert, wir kennen die Situation. Das artet manchmal richtig in Stress aus. Und wenn ich dann hier anfange, alles einzupacken, werde ich schon manchmal verwundert angeschaut. Ob das wohl unfreundlich ist, wenn ich die Hilfe des Gegenübers nicht annehme?
Das Thema Unverbindlichkeit ist auch so eine Sache. Wenn uns einer einlädt oder wir uns mit einem „lass uns am Sonntag grillen“ verabreden, dann gehen wir am Samstag schonmal einkaufen und klären dann später noch ab wann und wo. Aber die Sache ist doch geritzt, oder? Hier heißt das mal gar nichts. Solange man nicht mit Details wie der Uhrzeit eingeladen wird, ist das eher ein „ach das wäre doch schön“, aber noch lange kein „abgemacht“. Termine bei Arzt oder Werkstatt müssen vorher mindestens noch zweimal bestätigt werden.

3 // Alles im Überfluss

Dieses Land ist nicht nur riesig, es gibt auch alles und zwar alles in viel. Die Supermärkte haben lange Öffnungszeiten, der Sonntag ist wie jeden Tag, sogar die Post wird ausgeliefert, alle sind immer und überall erreichbar. Dass es von allem viel gibt, scheint hier in den Köpfen verankert zu sein, was man nicht mehr braucht, wird weggeworfen und an der nächsten Ecke neu geholt. Wer nicht expliziet erwähnt, dass er den Kaffee in einer Tasse haben möchte, bekommt ihn grundsätzlich im To-Go Becher. Das ist doch viel einfacher, nichts spühlen, man kann nach der Hälfte trinken auch mit dem Becher das Café verlassen und dann ist es ja auch recyclebar. Easy. Schrecklich! Das mit dem Müll und dem Plastik ist hier so eine Sache. Selbst in einem 4-Sterne Hotel kann es passieren, dass man das Frühstück mit Plastikbesteck und -geschirr essen muss. Das Schlimmste ist: auch in Kantinen größerer Firmen! Zum diesem Thema könnte ich wohl noch weitere Zeilen füllen. Von den Großverpackungen hier hat man in Deutschland sicher auch schon gehört.

4 // Everything is a thing

„Good Job“ als Motivation, egal ob Kind oder Sportpartner. „Quality Time“ ist die Zeit die man mit seinem Kind verbringt. Alles ist „awesome“ und „fantastic“. Der Amerikaner liebt es Geschichten zu erzählen, ist gut gelaunt und stets positiv gestimmt. Kleinste Erlebnisse werden groß erzählt, Belangloses und Selbstverständliches hat einen Namen und wird abgearbeitet als wäre es ein weiterer Punkt einer To-Do Liste. Ist das etwa der erfolgsgetriebene, fleißige Einfluss des Silicon Valley?

5 // Das Leben in Kalifornien ist teuer

Wer hier sparen will, ist definitiv an der falschen Stelle. Zum einen ist Amerika nicht gerade bekannt für das Schwaben der Welt und zum anderen machen die Lebensunterhaltungskosten das Sparen hier zur wirklichen Herausforderung! Hier wird gern konsumiert, egal ob das tollste Auto, die neuste Technik oder ständig den Kaffee zum Mitnehmen. Und es regt sich keiner über erhöhte Milchpreise auf. Es ist völlig normal dass leben Geld kostet. Bei einem Besuch in Deutschland wird der Supermarktbesuch zum Schlaraffenland weil alles unfassbar günstig ist! Zum Vergleich kostet hier der Milchkaffee im Café 4,50 Dollar, zwei Pfirsiche im Supermarkt kosten mal eben 2,30 Dollar und das Glas Wein in der Bar oder im Restaurant 10–15 Dollar. So schlimm wie das ist, aber wir haben uns daran gewöhnt. Es bleibt uns ja aber auch nichts anderes übrig.

6 // Es gibt so viel zu Entdecken

Gerade in den letzten Wochen wurde ich oft gefragt: „wie lange habt ihr noch in der USA?“ oder „…dann habt ihr ja das erste Jahr geschafft…“. Das hört sich oft so an, als würden wir hier sein müssen und eine bestimmte Zeit absitzen bis wir wieder nach Deutschland „dürfen“. Wir machen das ganz freiwillig und uns gefällt es sehr gut! Ja, noch immer planen wir wieder nach Deutschland zurückzukommen, aber JETZT NOCH NICHT! Es gibt noch sooo viel zu sehen, zu erleben, kennenzulernen! Das möchten wir auch gerne tun. Nun, nach einem Jahr sind wir angekommen. Der Freundeskereis hat sich gefestigt, der Alltag ist eingezogen, nun LEBEN wir hier. Und das ist wundervoll!

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1 Jahr USA heißt auch 1 Jahr servus-cali.de

Ich würde euch genrne mal fragen, was euch interessiert und worüber ich mal schreiben soll. Also, schreibt mir einen Kommentar oder eine Email an: hallo@nicole-eils.de
Ich würde mich mega freuen!

 

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