USA/D

Der erste Heimaturlaub

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Los Angeles 6.00 Uhr. München 15.00 Uhr. Ich sitze im Hotelzimmer in LA. Eigentlich sollte der Flieger am Samstag zurück nach San Francisco gehen, nun ist Montag Morgen und wir sitzen in Los Angeles. Normalerweise ist das nicht so kompliziert, aber ich schätze wir hatten diesesmal einfach Pech. Ein überbuchter Flieger und Verspätungen machen uns die Rückreise erschwerlich und ziehen sie in die Länge. Für den Flug von MUC nach SFO haben wir freiwillig eine Verschiebung auf den nächsten Tag zugestimmt, denn der Flieger war überbucht und wir bekamen ein Hotelzimmer plus zusätzliche Entschädiung von der Lufthansa angeboten. Interessant genug um einen Tag Verzögerung in Kauf zu nehmen. Der Ersatzflug war mit Zwischenstop in Los Angeles. Leider hatten wir durch das Winterwetter und das mehrmalige Enteisen der Tragflächen in München eine Verspätung von 1,5 Stunden und somit war der Anschlussflug in LA verpasst, alle anderen Flieger waren ausgebucht und wir wurden nochmal in ein Hotel gebracht. Nun sitze ich also hier, vom Jetlag völlig benommen, in einem Flughafenhotel und hoffe dass der Kaffee bald seine Wirkung zeigt. So ein Jetlag fühlt sich an, als würde dich jemand nachts um drei aufwecken und dich bitten, den Tag zu beginnen.

In Los Angeles hat es übrigens 19 C° und es wirkt skurril den Leuten hier in Top, Flip Flops und kurzen Hosen zu begegnen. Im Gegensatz zu ihnen bin ich mit meinen Winterstiefeln, dicker Jacke und Schal noch voll auf Winter in Deutschland gepolt. Bye the way, in San Francisco erwarten uns 12 C° und Regen.

Nun ist also unser Heimaturlaub zu Ende und wir sind wieder auf dem Weg in unser neues Leben, nachdem wir dem alten einen kurzen Besuch abgestattet haben. Es ist mein erster Besuch in Deutschland seit unserer Auswanderung im Juli.

Die Erwartungen sind hoch, die Freude noch größer alle Menschen zu sehen, Orte zu besuchen, überall und jedem hallo zu sagen.

Außerdem viel deutsches Essen, darunter Bauernbrot, Brezen, Bratwürste, Schokolade, Plätzchen, Stollen und so weiter. Wir ließen nichts aus und nahmen alles mit.

Wir haben 2.200 km in 20 Tage an 5 Orten zurückgelegt und circa 90 unserer Freunde und Familienmitglieder getroffen. Es war ein straffes Programm und alles in allem auch wunderschön! Du landest in München, der Flughafen ist bekannt, du kennst dich aus. Mit den Gedanken bist du noch in San Francisco, bei deinen neu geschlossenen Freundschaften, bei deinem Haus und deinem Tagesablauf. Du betrittst deutschen Boden und am Liebsten möchtest du nun alles in dich aufsaugen. Ich kaufe eine Brezen obwohl ich gar keinen hunger habe. Denn ich freue mich seit Monaten darauf und hier ist sie. Meine Eltern holen uns ab und wir fahren in meine Heimat, mein Elternhaus. Nun liegen drei Wochen vor uns und der Plan steht. Hier und da gibt es noch wenige freie Lücken, die spontane Treffen zulassen. Wir haben super schöne Weihnachten mit unseren Familien, treffen Freunde, genießen es viele Leute um uns zu haben, uns auszutauschen, das letzte Jahr Revue passieren zu lassen. Die Anzahl von Treffen nehmen zu, wir sehen mehr und mehr Leute, klappern alles ab, nehmen alles mit. Kurz vor Silvester merke ich schon leichte Anzeichen. Ich ignoriere, möchte unseren Urlaub (ich sollte das Wort langsam eintauschen, den zu diesem Zeitpunkt wissen wir schon, dass die Definition dieses Wortes schon lange nicht mehr passt) in vollen Zügen genießen.
Mit dem Eintreffen in München und schon zwei Wochen hinter uns bricht es über mich ein. Ich denke es ist eine bevorstehende Erkältung. Aber ich stelle fest dass es reine Erschöpfung ist. Die letzten zwei Wochen haben ständig volle Aufmerksamkeit verlangt, das Einstellen auf immer neue Leute, das dauerhafte immer zu-Besuch-sein, kein eigenes Bett, selten Rückzugsmöglichkeiten und das ständige Gefühl alles richtig machen zu wollen, allen gerecht zu werden – mich eingeschlossen. Ein halbes Jahr freut man sich schließlich auf genau diese Zeit, da sollte auch alles richtig gemacht werden. Vor allem mit dem Bewusstsein, dass in San Francisco unser Leben momentan ruhiger und entspannter ist – vor allem mein Leben. Während Max viel durch die USA jettet, habe ich mehr Zeit für mich. Unser Freundeskreis ist deutlich kleiner, die Sportstudios sind noch nicht gefunden. Wir freuen uns also umso mehr auf die Menschen, die wir sonst nicht sehen können. Nun liegen noch 5 Tage München vor uns, die Stadt die die letzten 5 Jahre UNSERE Stadt war, mit unserem sozialen Umfeld; Freunde, Sport, Freizeit, Arbeit.
Zum Glück hat sich mein Tief erholt. Ich habe mich gelöst von meinem inneren Druck und entspannt. Das Rezept: ein Tag mit viel Schlaf, Freunde, ein Kleinkind (Lego und Bücher), ein Spaziergang. Es hat seine Wirkung gezeigt, einfach in den Tag zu leben und an nichts weiteres zu denken. Danke an dieser Stelle…

Ist doch völlig verrückt das Ganze. Man will doch nur alle sehen die man lieb hat und dann merkt man dass das gar nicht geht. Es sind zu viele. Wie macht man das also in Zukunft? Gibt es irgendwelche Tips? Wer kennt sich aus mit dem Problem? Auch wenn ich noch nicht weiß wie wir das anders machen können, so wird es das nächste Mal nicht funktionieren.

Abschließend möchte ich noch folgendes sagen: Alles was ich/wir gemacht haben, jeden den wir gesehen haben, haben wir gern gesehen. Es war uns eine Freude in unser altes Leben zu huschen und Zeit mit euch zu verbringen. Manchmal war es so, als wären wir gar nicht weggezogen, als würde ich später in die Parkstraße nach Hause fahren. Ich denke das ist ein gutes Zeichen.

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2 Comments

  • Reply
    Ute Schmitt
    11. Januar 2017 at 17:06

    Hi Nicole, hört sich alles wirklich sehr stressig an. Aber es war sehr schön euch zu sehen 🙂

    • Reply
      Nicole
      11. Januar 2017 at 17:45

      Hallo Ute, das fand ich auch!

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